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Verbandsgründung

Der Familienverband der Grafen und Freiherren von Strachwitz wurde in Breslau am 11.2.1903 gegründet.

Kurze Geschichte der Familie der Grafen und Freiherren v. Strachwitz

von Moritz Graf Strachwitz

Der Name der Familie kommt vom Ort Strachwitz, ca. 10 km westlich des Stadtzentrums von Breslau. Heute ist der Ort Strachvice (Strachowice) in Breslau eingemeindet, und auf seiner Grundfläche befindet sich der Flughafen von Breslau (der Ort „Strachwitz“ bzw. „Strachvice“ ("Strachowice") bei Wahlstatt im Kreis Liegnitz hat mit unserer Familie nichts zu tun).

Die ersten Träger des Namens waren ein Johann, der 1338 in Strachwitz eine ¾ Hufe kauft und diese 1339 seinen Brüdern Heinrich und Martin überläßt. Im selben Jahr 1338 kauft ein Thilo Äcker in Strachwitz. Dann wird der Breslauer Ratsherr und Schöffe Nikolaus genannt, der 1346/47 als in Strachwitz ansäßig urkundlich erwähnt wird. Es war früher durchaus üblich, daß wohlhabende Bürger einer Stadt außerhalb der Stadtmauern Grund erworben haben und dann im Zuge der Entstehung von Familiennamen nach diesem Ort benannt wurden. Der Name blieb der Familie, auch als sie gar nicht mehr in Strachwitz ansäßig war.
Der Enkel des Nikolaus v. Strachwitz, ebenfalls mit Namen Nikolaus, war Bürger in Breslau und heiratete Katharina v. Zauche, Tochter des Christoph v. Zauche auf Groß-Zauche bei Trebnitz im Herzogtum Öls, ca. 25 km nördlich von Breslau. Dieses Gut blieb durch drei Generationen in der Familie, gab aber der Familie den bis heute gebrauchten Beinamen. Die Familienmitglieder nannten sich damals entweder „von Strachwitz und Groß-Zauche“ oder aber „Strachwitz von Groß-Zauche“. Der Name „Zauche“ kommt vom Polnischen „suchy“ (= trocken). Einige Familienmitglieder nannten sich auch in der polnischen Art nur „Suski“, was so viel bedeutet wie „von Zauche“. Man sprach auch von „die Susker“ oder „die Suschker“. Der Name „Strachwitz“ war eine zeitlang sogar fast in Vergessenheit geraten.

Der Beiname war notwendig zur Unterscheidung einer gleichnamigen Familie „von Strachwitz-Gäbersdorf“, die in Gäbersdorf bei Striegau Besitz hatte, aber mit uns nicht verwandt war, und ein anderes Wappen hatte. Im Jahre 1626 kam es in Zobten zu einer denkwürdigen Versammlung der beiden Familien, auf der beschlossen wurde, sich künftighin als eine Familie zu betrachten und die beiden Wappen zu vereinen, da der Personalstand beider Familien stark reduziert war. Diese Wappenvereinigung erhielt im Jahr darauf eine Bestätigung von Kaiser Ferdinand II. Die Familie der Freiherren (seit 1726) v. Strachwitz u. Gäbersdorf starb erst im 19. Jahrhundert aus. Es gab auch noch weitere Familien unseres Namens, die aber schon früher erloschen sind.

Mit dem Erwerb von Groß-Zauche verlagerte sich der Schwerpunkt der Familie im 15. Jahrhundert in das Herzogtum Öls nördlich von Breslau. Hier wurden im 16. und 17. Jahrhundert hintereinander mehrere Güter erworben, vor allem Hammergüter in dem wasserreichen Gebiet nördlich von Trebnitz, z.B. in Massel, Deutsch-Hammer, Polnisch Hammer, oder Borek-Hammer. Es war überhaupt in Schlesien damals üblich, daß die Güter relativ rasch die Besitzer gewechselt haben.

Hier ein Wort zu den Familiensagen und -traditionen. Noch in den ersten Bänden des alten „Gotha“ heißt es, die Familie stamme von einem Führer der Quaden ab. Andere Genealogen wollen festgestellt haben, daß wir mit der Familie v. Schweinichen eines Stammes seien und uns auf den Stamm der Familie de Swin zurückführen, die auf der Burg Swin, später Schweinhaus (heute Ruine) bei Bolkenhain saßen. Die Swin sollen vandalischen Ursprungs sein. Nach der Wappensage soll ein Urahn dem Markomannenkönig Marbod († 37 n.Chr.) im heutigen Böhmen das Leben gerettet haben, indem er einem angreifenden Keiler mit einem Schwerthieb das Haupt abschlug.

Auch die Familientradition der „Vettern von Wahlstatt“ gehört hierher. Es ist sicher richtig, daß bei der Schlacht von Wahlstatt bei Liegnitz 1241 gegen die Mongolen ein Reiterheer des schlesischen Adels unter der Führung des Herzogs Heinrich des Frommen schwerste Verluste erleiden mußte. Auch der Herzog fiel und die Schlacht ging verloren, aber die Mongolen zogen sich nach Innerasien zurück, weil sie die Nachricht vom Tod ihres obersten Khans erreicht hatte. Nach der schlesischen Tradition sollen bei dieser Schlacht allein 14 Mitglieder der Familie Strachwitz gefallen sein. Die anderen beteiligten Familien sollen die Prittwitz, die Nostitz, Seidlitz, Rothkirch und die Zedlitz gewesen sein. Die überlebenden Mitglieder dieser Familien sollen sich um den einzig überlebenden Rothkirch, damals ein Kleinkind, versammelt und einander versprochen haben, sich um das Kind zu kümmern und sich gegenseitig als Vettern anzusehen. Abgesehen davon, daß die meisten dieser Familien zum Zeitpunkt der Schlacht noch gar nicht nachweisbar sind, ist es eher unwahrscheinlich, daß unsere Vorfahren, die im 14. Jahrhundert als Bürger von Breslau auftreten, bei der Schlacht von 1241 bei Liegnitz mitgekämpft hätten. Vielleicht ist aber auch eine andere Familie v.Strachwitz gemeint, die möglicherweise aus dem Ort Strachwitz bei Wahlstatt stammte.

Die weitere Familiengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts war geprägt von Besitzerwerb, zum Teil durch Heiraten. So kam z.B. Groß-Borek, Czieschowa und Sodow im Kreis Lublinitz von den Freiherren v. Koschützky u. Alt-Rosenberg in die Familie, Kostau von den Freiherren v. Frankenberg u. Proschlitz und vor allem die große Herrschaft Stubendorf-Groß-Stein von den Freiherren v. Larisch. Karl v. Strachwitz kaufte die Herrschaften Kamienietz und Dombrowka und wurde 1798 in den preußischen Grafenstand als „Graf Strachwitz v. Groß-Zauche und Camminetz“ erhoben. Sein Sohn Ernst Joachim kaufte die minderfreie Standesherrschaft Loslau im Kreis Rybnik sowie Polnisch-Krawarn im Kreis Ratibor und andere Güter.

Nicht unbedeutend waren die Familienmitglieder geistlichen Standes, der bedeutendste wohl Johann Moritz v. Strachwitz (1721-1781), ein älterer Bruder des ersten Grafen Karl, der als Weihbischof von Breslau nach der Flucht des Fürstbischofs Schaffgotsch nach Mähren (in den österreichischen Teil seines Bistums) apostolischer Vikar von Breslau wurde und nach dem Hubertusburger Frieden (Ende des Siebenjährigen Krieges 1763) den schwierigen Übergang von der habsburgischen zur preußischen Herrschaft in äußerst geschickter Weise durchführte. Er wurde von König Friedrich II. genauso geschätzt wie in Rom, wo er im Germanicum studiert und 1744 den Dr.theol. erworben hatte. Er machte nicht nur eine Stiftung zur Unterstützung der Studien junger Familienmitglieder, sondern stiftete auch das Fideikommiß Weigelsdorf und Bruschewitz (nordöstlich von Breslau), das an unsere ältere (freiherrliche) Linie überging. Johann Moritz ist im Dom von Breslau beigesetzt und hat in einer linken Seitenkapelle ein schönes Epitaph.

In diesem religiösen Zusammenhang soll auch der hl. Hyazinth erwähnt werden. Er war kein Strachwitz, wie es manchmal erzählt wird, sondern gehörte zur Familie der Grafen Odrowąż. Seine Beziehung zu unserer Familie rührt daher, daß er in Groß-Stein geboren wurde, weshalb das Schloß in Groß-Stein bis heute eine Art schlesischer Wallfahrtsort ist. Hyazinth war wie sein seliger Bruder Ceslaus einer der ersten Schüler des hl. Dominikus und zweifellos sein berühmtester. Seine Missionsreisen führten ihn nicht nur nach Preußen, sondern auch nach Dänemark, Schweden und Gotland bis weit in den Osten Rußlands. Deswegen gilt er als der Apostel des Nordens. In allen Kirchen des Dominikanerordens findet man bis heute seine Statuen, die man an einer Monstranz und einer Muttergottesfigur in seinen Händen erkennt. Zum Gedenken an diesen Heiligen hießen alle Besitzer von Groß-Stein „Hyazinth“. Das war in der Familie Larisch so und setzte sich in der Familie Strachwitz fort. Viele Strachwitze auch anderer Linien tragen oft unter mehreren Vornamen den Namen „Hyazinth“.

Einer unserer berühmtesten Familienmitglieder ist unser Dichter Moritz Graf Strachwitz, der 1822 auf dem väterlichen Gut Peterwitz im Kreis Frankenstein geboren wurde und schon 1847 infolge einer Erkrankung während einer Italienreise in Wien starb. Obwohl er nur 25 Jahre alt wurde, steht er in jeder deutschen Literaturgeschichte wegen seiner Bedeutung für die Balladendichtung. Es gab im 19. und 20. Jahrhundert mehrere Ausgaben seiner Gedichte, und noch heute findet man seine Gedichte, wie z.B. „Das Herz von Douglas“, in Anthologien deutscher Gedichte.

Wie es früher in adeligen Familien üblich war, brachte auch unsere Familie viele hohe und höchste Offiziere hervor. Genannt seien nur die beiden höchstdekorierten Generäle des II. Weltkriegs: Mauritz Freiherr v. Strachwitz, der 1953 in russischer Kriegsgefangenschaft starb, und Hyazinth Graf Strachwitz, der für seine unkonventionelle, aber meist erfolgreiche Truppenführung nicht nur als Reserveoffizier zum General befördert wurde, sondern auch höchste und selten vergebene Auszeichnungen erhielt. Gedacht werden soll aber auch der 6 im I. Weltkrieg und 10 im II. Weltkrieg gefallenen oder umgekommenen Mitglieder unserer Familie.

Im 19. und 20. Jahrhundert waren die meisten Strachwitze Landwirte und Gutsbesitzer, sowohl in Nieder- als auch in Oberschlesien. Am Ende des II. Weltkrieges waren in Schlesien ca. 30.000 ha in Strachwitz’schem Besitz. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine Linie in Österreich bzw. in Mähren (Zdounek), eine andere Linie ebenfalls in Österreich bzw. Mähren (Schebetau) und eine Linie in der Steiermark (Graz).

Die größte Zäsur in der Familiengeschichte war das Ende des II. Weltkriegs als alle Güter in Schlesien, aber auch in Mähren, enteignet wurden und die Familie aus Schlesien vertrieben wurde. Die meisten Familienmitglieder ließen sich in der Bundesrepublik Deutschland nieder, aber auch in Österreich, England und den USA. Sie ergriffen die unterschiedlichsten Berufe, und viele brachten es bald wieder zu einem gewissen Wohlstand. Auch Grundbesitz gibt es wieder in der Familie. Von den früheren Besitzen wurde lediglich Zdounek in Mähren vom tschechischen Staat zurückgegeben, und Vetter Wolfgang (aus der Linie Gustau) konnte nach der Wiedervereinigung mit der früheren „DDR“ an der polnischen (schlesischen) Grenze ensehnlichen Grundbesitz erwerben.

Zu erwähnen wäre noch, daß wir in den 1980er und 1990er Jahren bis dahin verschollene Linien in Argentinien und Australien wiederentdeckt haben. Es sind das die Nachkommen von zwei Brüdern, die in den 1870er Jahren ausgewandert sind, der eine nach Argentinien und der andere nach Australien. Da jeder Kontakt abgerissen war, waren wir sehr erstaunt, als sich Mitglieder dieser Nachkommen bei uns meldeten und glaubhaft machen konnten, daß sie echte Mitglieder unserer Familie sind. Seither nehmen Vertreter dieser Linien regelmäßig an den Familientagen teil. Die australischen Vettern führen den Familiennamen „Alexander“, weil der ausgewanderte Großvater seinen dritten Vornamen zum Familiennamen machte. Die argentinischen Vettern heißen nach wie vor „Strachwitz“, wenn auch ohne Titel.

Noch ein Wort zum Freiherrentitel in unserer Familie: Am 22.9.1630 erhielten der Prälat und Domherr zu Breslau Christoph v. Strachwitz und sein Bruder, der Landeshauptmann des Fürstentums Neisse Maximilian v. Strachwitz auf Arnoldsdorf von Kaiser Ferdinand II. als König von Böhmen den Freiherrenstand verliehen. Bei dieser Gelegenheit wurden die bisherigen Farben der kurz zuvor vereinten Wappen der Familien Strachwitz v. Groß-Zauche (Keilerkopf) und Strachwitz-Gäbersdorf (Muscheln) aus besonderer Gnade in die kaiserlichen Farben Schwarz und Gold (Gelb) verändert. Da aber der eine der Brüder geistlichen Standes war und der andere Bruder „nur“ Töchter hatte, konnte sich der Freiherrentitel nicht weitervererben. Trotzdem scheinen danach viele Familienmitglieder zumindest zeitweise einen Freiherrentitel geführt zu haben und auch das Wappen wurde nur mehr mit den neuen Farben Schwarz und Gold geführt. Dieses Wappen wurde auch in das 1798 verliehene gräfliche Wappen übernommen und mit einem preußischen Adler im Mittelschild ergänzt. Aber im Grafendiplom wird der Begünstigte bewußt als „Carl von Strachwitz“ bezeichnet. Der Freiherrentitel wird bis heute von den nichtgräflichen Mitgliedern unserer Familie geführt, und zwar aufgrund einer Bestimmung des Preußischen Landrechts, wonach ein Titel, der mindestens 44 Jahre lang unbeanstandet geführt wurde, die Wahrscheinlichkeit für sich hat, zurecht geführt worden zu sein. Bestätigt wurde der Freiherrentitel am 17.2.1826 durch den Herzog v. Anhalt-Köthen dem Louis Moritz v. Strachwitz von der erloschenen Linie Jastrzemb, der in Köthen herzoglicher Hofmarschall war.