Literatur, Kunst und Kultur
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- Geschrieben von: Alex Strachwitz
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- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Helges Treue
Und mit ihm fiel die geliebte Maid,
Sie fiel, was mochte sie leben?
König Helge, der Held, und die Maid Sigrun,
Sie mußte zu zwei im Hügel ruhn,
Sein Hengst, der ruhte daneben.
»Es kommt fürwahr ein gewaltiger Held
Noch heut von der Erde herüber;
Es heult mein Wolf und frißt nicht mehr,
Und Gjallars Brücke donnert sehr,
Als ritt' ich selber darüber.«
In schwarzem Stahl, ein finstrer Gast,
Durch die Helden schritt er stumm.
Er schritt hindurch ohne Gruß und Dank
Und setzte sich auf die letzte Bank
Und sah sich gar nicht um.
Ha! Schildeskrachen und Hufgestampf,
Wie wogt' es stählern und dicht!
König Helge saß, ihm scholl kein Horn,
Ihm sauste kein Speer, ihm klirrte kein Sporn,
König Helge, der focht nicht.
Der Boden von Gold, das Dach von Stahl,
Und silbern fließt die Luft.
Doch wäre der Himmel noch einmal so licht,
Den ganzen Himmel möcht' ich nicht
Für Sigruns enge Gruft!«
Die schanenbusigste Schildjungfrau,
Wie leuchtete ihr Gesicht!
Sie hielt das Hirn, sie trank ihm zu:
»Mein schlanker Held, nun trinke du!«
König Helge, der trank nicht.
Wie die Hirschkuh schlank, wie das Schneehuhn weiß,
Ich höbe mein Auge kaum.
Du nimm dein Horn und laß mich nur,
Bist nicht halb so schön als Sigrunur,
Bei Sigrun ist mein Traum!«
Bis die Mitternacht niederblickt schwarzgeäugt,
Dann ist frei der Geister Tun.
Dann flammt sein Aug' und rauscht sein Schwert,
Dann gürtet er sein goldrot Pferd,
Dann geht es zu Sigrun.
Wie klangvoll hämmert des Hengstes Tritt,
Es geht ja zu Sigrun!
Die Luft zerrinnt und die Erde birst,
Wenn niederreitet der Nordlandsfürst,
Um bei Sigrun zu ruhn.
Dann reitet er heim, er reitet's nicht heiß,
Sein Ritt wie traurig und sacht!
Er reitet schweigend durch Wallhalls Tor
Und setzt sich nieder wie zuvor
Und harrt auf Mitternacht.
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Terzinen
1
Um mich des Lenzes würz'ges Duftgemische
Und in mir selbst des Lenzes duft'ge Kühle.
Und Heldenträume, stolz und ungeheuer,
Und Freiheitsträume, mut'ge, jugendfrische.
Da war verstummt das buhlerische Kosen,
Der Winter war genaht, der Flockenstreuer.
Flog sparsam nur das Schneegelock des Greisen;
Ich war verwelkt, wie Lenz und Baum und Rosen,
2
Das fad und geistlos ist und kalt und trocken,
Das ich so ganz aus tiefster Brust verachte,
Auf deiner Wangen, deiner Augen Gluten,
Und höre hallen deines Mundes Glocken:
Voll Stürmen mir und bodenlosen Grüften
Und Klippen, dran mein Herz sich will verbluten;
Das säuselnd hinschwebt durch des Morgens Brüllen,
Das rosenatmend rollt auf Morgenlüften,
3
Dem Glanze deines Fensters gegenüber,
Dich lang und ungesehen anzuschauen.
Um dir, wie ich, ins dunkle Aug' zu funkeln;
Doch plötzlich schien sie lässiger und trüber.
Daß ich zum Nebenbuhler ihr geworden,
Drum fing sie neidisch an sich zu verdunkeln.
Und schautest nicht auf mich, nein, auf die Flammen,
Die leise bebten in des Winds Akkorden.
Mit einem Hauche deines stolzen Mundes,
Daß Aug' und Kerze rasch in Nacht verschwammen.
Im bittern Grolle auf das Glück der Kerze,
Die längst mit dir sich freut des Liebesbundes.
Und buhlt mit deiner Stirn und deinen Wangen,
Indes ich fern von dir vergeh' im Schmerze.
Und zu verwehn in deines Atems Wogen,
Wie es der Kerze jene Nacht ergangen:
Ich wollte, ach! nur leben eine Stunde
Und sterben dann, im süßen Hauch verflogen,
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Das Lied vom falschen Grafen
Von schwerem Liebesleid:
Es liebte der Däne Walafried
Eine Norwegs-Fischermaid;
Am Kreidegeklipp, wo sich bäumt die Flut
In schäumender Ungeduld,
Da küßt' es sie oft mit falschem Mut
Und schwur ihr ewige Huld.
Bei seines Mantels Kreuz,
Bei dem Sturm, der die heulende See durchpfiff,
Bei der Dirne eigenem Reiz.
Er schwur ihr bei dem heiligen Meer,
Bei seines Vaters Bart,
Bei Rittertreu und Ritterehr'
Nach falscher Ritter Art:
Eh meine Treu zertaut!«
Es hörte den Schwur die Meeresflut,
Sie brüllte wild und laut.
Der Fant die Maid in die Arme schloß,
Fort ritt er mit leichtem Sinn,
Er ritt hinan auf das Felsenschloß
Zu der jungen Königin.
Die doch ein jeder weiß.
Der Markgraf war ein junger Gesell,
Der König war ein Greis! –
»Auf der hohen See in den Wind hinaus,
Da liegt mein Schiff zur Wacht;
In Jütland in meines Vaters Haus,
Da schlafen wir morgen nacht!«
Sein Szepter schwer und matt,
Mit der Fürstin fährt der Dänengraf
In das brausende Kattegatt.
Eine Fischerdirn' mit braunem Gesicht,
Die rudert den Kahn mit Macht;
Der falsche Ritter kennt sie nicht,
Zu finster ist die Nacht.
Sie rudert für und für,
Sie stiert mit Blicken wundersam
Auf das Kreidegeklipp vor ihr.
Und näher rückt die Felsengestalt,
Wie ein Norwegs-Gletschergeist;
Des Dänen Arm mit süßer Gewalt
Sein königlich Lieb umkreist:
Sei ruhig, bald ist's getan!«
Und näher kam das Felsenriff,
Und rascher schoß der Kahn.
Zwei Ruderschläge mit wilder Eil',
Die tat die braune Dirn',
Da stürmte der Nachen wie ein Pfeil
Nach der weißen Felsenstirn.
Eh meine Treue zertaut!«
Es hörte den Schwur die rächende Flut,
Sie brüllte höhnisch laut.
Ein Ruderschlag, und es borst der Kahn
Mit wildem Gekrach entzwei. –
Die Woge, sie zog die alte Bahn,
Und drunter lagen die drei!
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Rolf Düring
»Meine Tochter ist weg, ich weiß nicht, wohin?
Ich möchte sie suchen und weiß nicht, wie?«
Rolf Düring sprach: »Ich suche sie!«
Gar mannhaft sprach Rolf Düring.
Und ruderte über den Öresund.
Es pfiff der Fant manch lustigen Reim,
So fuhr Rolf Düring gen Riesenheim,
Gar freudig fuhr Rolf Düring.
Rolf Düring ritt die Stufen empor;
Wohl lag auf den Stufen manch bleichend Gebein,
Rolf Düring pfiff und sprengte hinein,
Nicht bange war Rolf Düring.
Da stand im Saale ein langer Gesell,
Er stand und ragte als wie ein Haus,
Rolf Düring sah wie ein Zaunkönig aus,
Was kümmerte das Rolf Düring?
»Herr Riese, du mußt verloren sein!«
Der Riese lachte bei jedem Stich,
Das war Rolf Düring sehr ärgerlich,
Gar zornig ward Rolf Düring.
Zu Boden mußt du, grober Gast!«
Anprallte der Ritter im vollen Galopp,
Da fiel der Riese, das war ihm zu grob!
Und auf ihn sprang Rolf Düring:
Sonst schneid' ich dir ab dein zottig Genick!«
Er stach drei Zoll tief oder mehr,
Da schrie der Riese: »Ich strecke die Wehr!«
Zu heftig stach Rolf Düring.
Er hielt die Prinzessin im Sattelbug,
Vorn stapste der Riese und zagte sehr,
Ihm saß im Nacken Rolf Dürings Speer;
Zu Meere zog Rolf Düring.
»Nun trag uns hinüber, du Ungetüm,
Auf den rechten Arm mich und mein Fräulein wert
Und auf den linken nimm mein Pferd!«
Gar dräuend schrie Rolf Düring.
Und stiefelte in den Sund hinein,
Er hätte sich gerne geschüttelt, der Wicht,
Allein er tat es lieber nicht,
Er forchte sich vor Rolf Düring. –
Da freit Rolf Düring des Königs Kind,
Und wenn es wahr ist, was sie sagen,
So mußte der Riese ins Bett sie tragen,
Ins Brautbett zu Rolf Düring.
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Wie ein fahrender Hornist sich ein Land erblies
Der blies das Horn so süß,
Daß er 'nem jeden, der's vernahm,
Das Herz aus dem Leibe blies.
Vor Kaiser Karl und seinem Gesind,
Da ließ er sein Horn erschallen,
Er blies so laut, er blies so lind,
Das tät dem Kaiser gefallen:
Dein Horn hat hellen Ton,
Und was das Horn erreichen kann,
Das sei des Hornes Lohn.
Auf hohem Berg, in weiter Au,
Da sollst du's blasen am Rheine,
So weit man's hört im ganzen Gau,
Sei alles Land das deine!«
Ringsum viel Rebenhügel
Und blaues Gebirg' und grünes Land
Und blitzender Ströme Spiegel.
Er setzte das Horn wohl an den Mund,
Sich selber auf den Rasen,
Weit in die Rund', aus Herzensgrund,
Da tät er blasen und blasen.
Und dann ein hallend Geschmetter,
Der Westwind schwieg und der Wasserfall,
Es schwieg das Rauschen der Blätter.
Die Bergeskuppen, die Schlösser drauf,
Die neigten sich horchend hinüber,
Den Flug, den hielten die Adler auf
Und schwammen lautlos hinüber.
Er blies zum wirbelnden Tanze,
Die Eichen faßten einander an
Und walzten am Bergeskranze.
Die Schnitter warfen die Sensen fort,
Die Dirnen mußten sie schwingen;
Der alte Rhein im felsigen Bord,
Wie ein Knäblein wollt' er springen.
War freudig aus den Maßen,
Durch Dorf und Weiler in der Rund',
Da schritt er seine Straßen.
»Hast du das Horn gehört?« fragt' er
Tät sich ein Bauer zeigen,
Und scholl ein »Ja« zur Antwort her,
Rief er: »Du bist mein eigen!«
Mit solcher Klanggewalt,
Daß alles käm' in meinen Bann,
So weit mein Lied erschallt.
Nicht Land und Leut', nicht Burg und Wald,
Die sollte vor mir sich neigen:
Ich wollte nur, wo e widerhallt,
Wär' jedes Herz mein eigen.
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Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz Beitragsanzahl: 79
Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).