Literatur, Kunst und Kultur
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- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Hoch und tief
In jungem Stolz und junger Kraft,
Wie ward mein Herz emporgeschwungen
Vom Wirbel kühner Leidenschaft!
Wie trat mein Fuß so federleicht,
Wie war die Wange glutgelichtet,
Wie war das Aug' begeistrungsfeucht!
Und schwoll die Woge noch so nah,
Die Jugend gab dem freud'gen Schwimmer
Den Schleier der Leukothea. –
In meinem Glück und meinem Mut,
Hat schweigend über mir indessen
Des Schmerzes Donnerkeil geruht.
In seinem goldensten Gedeihn,
Wie hat er schonungslos entgöttert
Den Himmel meiner Phantasein!
Sie sperrten mir zu dir die Bahn,
Sie lassen mich nicht mehr von dannen,
Sie geben mir nicht Roß nicht Kahn.
Gesteht es das besiegte Herz:
Die höchsten Lieder singt die Freude,
Allein die tiefsten singt der Schmerz.
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Ständchen
Ist wohl, wenn der Abend scheint.
Es hat der Tag beim Scheiden
Sein Auge rot geweint.
Die allertiefste Bläue
Umduftet den Bergeswall,
Und wie in süßer Scheue
Murmelt der Wasserfall.
Hinschwimmt des Windes Flug,
Das ist der entschlafenden Gegend
Duftflutender Atemzug.
Er macht die Welle nicht schüttern,
Er streicht ihr Haar nur glatt;
Er läßt die Blätter nicht zittern,
Er küßt nur jedes Blatt.
Und atmen wollustschwer,
Es flattern Märchengedanken
Um ihre Häupter her.
Der Baum mit allen Zweigen
Zum Himmel blickt er stät,
Er spricht in seligem Schweigen
In sich sein Nachtgebet.
Ist hinter die Berge gerollt
Und wirft noch über die Flut her
Sein letztes Streifchen Gold;
Mein Liebchen, komm, es nachtet,
Tau schlürfen die Rosen fromm,
Mein Mund nur dürstet und schmachtet,
Mein Liebchen, komm, o komm!
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Streitlust
Es schlägt mit Macht,
Mein Arm ist fest und sehnig;
Die Liebesfehde, die Harfenschlacht,
Sie sind mir viel zu wenig;
Ich habe gezecht
Im Bechergefecht,
Mag nicht mehr schwärmen und zechen;
Und wenn ihr Flaschenhälse zerbrecht,
Möcht' ich andere Hälse brechen.
Da ringt auch los,
Und zerdrücket die letzte Träne;
Der Schlachtenjubel, das Schlachtengetos,
Das ist es, was ich ersehne;
Von dem Rosenpfühl
In das Speergewühl
Ein Jeder gepanzert springe;
Zerreißt das tönende Saitenspiel
Und ergreift die pfeifende Klinge!
An der steinernen Wand
Zerschmettert die klirrenden Humpen!
Zum Kampf die Paniere ausspannt!
Zum Kampf mit Schelmen und Lumpen!
An das Streitroß fest
Den Schenkel gepreßt,
In die Flanke gehauen die Sporen!
Und wer den Zügel nicht schießen läßt,
Der habe das Rennen verloren!
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Ein Faustschlag
Der hatte sein Schwert zur Ruhe gestellt.
Der Spinne Geweb den Helm umfing.
Auf der Weide trabte sein weißes Roß.
Wog strenges Maß für Fürst und Knecht.
Auf Norwegs Felsen wuchs Korn und Gras.
Der Kaufmann pflügte die blaue Flut.
Und Freya herrschte für Aukathor.
Das wollten die trotzigen Jarls nicht so.
In des Königs Halle: da traten sie her;
Vom Sporenklange dröhnte der Saal.
Hoch war sein Helmbusch und keck sein Tritt.
Sein Wort er zornig erschallen ließ:
Mit dem Normannenschwert nicht Hafer mähn.
Mit dem schwarzen Segler den feuchten Pfad.
Auf Südlands Acker den Nordlandspflug.
Der immer das Schwert in der Scheide hat.
Der Unkraut jätet und Rüben zieht.
Der halte das Schwert und halt' es gut!«
Auf der Stirn ihm grimmig die Ader stieg;
Die Brust ward voll, die Faust ward stramm.
Wie dumpfer Donner er also sprach:
Am Nagel rostet mein guter Stahl.
So nehmt für heut mit der Faust vorlieb!«
Er hieb den Jarl auf den Helmessturz.
Daß Helm und Schädel zerbarst sogleich.
Aufspritzte vom Hiebe Blut und Hirn.
Da brach auch den andern der trotzige Sinn.
Wollt' keiner proben die Faust fortan.
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Prolog zu »Neue Gedichte«
Sang ich hinaus mein jugendlichstes Zürnen;
Es war ein Büchlein, ihr gestrengen Richter,
Wie's keimend schießt aus gährenden Gehirnen.
Ihr kostetet und schnittet wohl Gesichter,
Denn gar zu unreif waren jene Birnen,
Doch schien euch manche süß und keine faulig,
Nur manchem war der »Graf« zu schwer verdaulich.
So sang ich damals! kindisches Bezeigen! –
Wenn prahlerisch des Glückes Zinnen prangen,
Dann kommt der Sturm, sie in den Staub zu neigen.
So ward verhöhnt mein loderndes Verlangen,
Gestürmt mein Himmel, der da hing voll Geigen.
Und von der ganzen Saat aus jener Sphäre
Ist dieses Buch die einz'ge volle Ähre.
Nicht jedes Herz ist gar so leicht zerrissen;
Wenn andre weinen, knirsch ich mit den Zähnen
Und habe so mein schärfstes Weh verbissen.
Was braucht die Welt bei meinem Schmerz zu gähnen?
Was braucht die Welt von jedem Schmerz zu wissen?
Nur Weiber heulen vor gesamtem Volke,
Die heitre Kunst ist keine Tränenwolke!
Ein ernstes Heldenbild vergangner Tage;
Es kennt mein Lied viel perlenreiche Riffe
Um unerschöpften Meeresgrund der Sage;
Ins starke Nordland führt es euch zu Schiffe,
Damit es euch uralte Schlachten schlage;
In eueres Himmels jammervoller Leere,
Da zeigt es euch den Stern gewes'ner Ehre.
Doch hab' ich nicht verlernt vor Gott zu beten.
Von Frauenliebe sing' ich gar zu gerne,
Drum hab' ich nie mit Füßen sie getreten.
So kann ich nicht wie eure jüngsten Sterne,
Die Zwitter von Roué und vom Propheten,
Den höchsten Gott und dann mein Lieb bewitzeln,
Ich mag euch nicht mit solchem Schmutze kitzeln.
Mag es vielleicht ein Freundesherz erschüttern,
Mag es zu dir, du allerschönste Fraue,
Als des Verbannten tönend Heimweh zittern! –
Mein Vaterland, dem bald der Himmel blaue,
O lächle mir aus ringenden Gewittern!
Mein Vaterland, das Männerworte richtet,
O richte du: Der Mann hat Deutsch gedichtet! –
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Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz Beitragsanzahl: 79
Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).