Literatur, Kunst und Kultur
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- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Wer wagt es?
Es ist verstockt, vertaubt,
Es hat entflammten Sehern
Noch immer nicht geglaubt.
Noch nichts darüber vermocht,
Wenn man mit eisernem Hammer
Nicht donnernd daran gepocht.
Am liebsten im Kote sich;
Da frommen nur Geißelschläge
Und spitziger Sporen Stich.
Es nimmer noch von der Stell':
Man muß es blutig streicheln,
Sein dickes Büffelfell.
Es trägt nicht Blüte noch Frucht,
Der Pflug zersplittert schleunig,
Der drin zu wühlen versucht.
Es stampfen locker und weich,
Man muß des Erdreichs Adern
Aufreißen mit Schwertesstreich.
Wer zwingt das störrische Pferd,
Wer pflügt den steinigen Acker
Mit dem schneidigen Heldenschwert?
Das Feld bleibt ungestört;
Und was ich hier gesungen,
Wird bleiben ungehört.
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Ein wildes Lied
Sie singen in Zorn und Harm,
Sie wollen wecken die träge Zeit
Aus des Schlummers bleiernem Arm.
Am Banner schläft der Soldat,
Am Busen der Zeit, der Schläferin,
Da schlummert die große Tat.
Friedseliger Tyrannei,
Nur der Krämer, er sucht noch ruhelos
Sein goldenes Straußenei.
Indes die Gebirge ruhn,
Sie stören den Schlaf der Lawine nicht,
Der Donner, er wird es tun.
Nicht erschließen das Aug' der Zeit:
So wollt' ich, es bräche den Schlummerzwang
Ein großer, grimmer Streit;
Und donnerte Stamm auf Stamm;
So wollt' ich, es sprengte das Mordgefecht
Der Erde vermorschten Damm.
Mit Wundengeklaff und Tod,
Mit Völkergroll und Völkermord
Und Völkermorgenrot!
Komm, rasselnder Reitersturm,
Vor deinem Atem, du Mordgeschütz,
Zerfahre Mauer und Turm!
Vom Stoß zusammengedrückt:
Viel besser, daß sie in Trümmer fällt,
Als daß sie schlafend erstickt.
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Wie gerne dir zu Füßen
Sing ich mein tiefstes Lied,
Indes das heil'ge Abendgold
Durchs Bogenfenster sieht.
Im Takte wogt dein schönes Haupt,
Dein Herz hört stille zu,
Ich aber falte die Hände
Und singe: Wie schön bist du!
Schau' ich in dein Gesicht!
Wie Mitleid bebt es drüber hin;
Dein Mitleid will ich nicht!
Ich weiß es wohl, du spielst mit mir,
Und dennoch sonder Ruh'
Lieg' ich vor dir und singe,
Singe: Wie schön bist du!
Stürb' ich in stummer Qual!
Doch lieber möcht ich springen empor
Und küssen dich tausendmal,
Möcht' küssen dich, ja küssen dich
Einen Tag lang immerzu
Und sinken hin und sterben
Und singen: Wie schön bist du!
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Liebeslieder
1
Dir biet' ich all mein Herz,
Dies stolze, liebeskranke,
Glutschmachtende Dichterherz.
Mit Blumen aus Ost und Süd,
Zu deinem Preise singen
Ein hohes, hehres Lied.
Von Klang zu Klange schwebt,
Ein Lied, das unvergeßlich
Von Lippe zu Lippe bebt.
Mit Himmelsbläue sich eint,
Ein Lied, drin Blumengeflüster
Ins Waldesgebrause weint.
Den ganzen tönenden Drang,
Verstummen darauf und schweigen
All, all mein Leben lang.
Mich stolz zusammengerafft,
Entgaukelt mir unterdessen
Die ganze Gesangeskraft.
Der stiehlt mir Lied und Herz:
Du wunderschöne Schlanke,
Dir biet' ich all mein Herz.
2
Den starren Nacken nie gebeugt,
Mit Stolze ward ich aufgezogen,
Mit Freiheit ward ich aufgesäugt.
Entsagt' ich und der Freiheit mit,
Könnt' ich mich in den Staub verwandeln,
Den deines Schuhes Sohle tritt.
3
Ins feucht umwölkte Blau,
Dann denk ich an deine Augen,
Du wunderschöne Frau!
Und wenn die weinenden Wolken
Hinstäuben den Morgentau,
Dann denk ich an deine Tränen,
Du wunderschöne Frau!
Zusammenrinnen im Grau,
Dann denk ich an unsre Liebe,
Du wunderschöne Frau!
Und tobt in der Wolken Busen
Der Grimm der Orkane rauh,
Dann denk' ich an unsre Schmerzen,
Du wunderschöne Frau!
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Hymnus an den Zorn
Nicht die Liebe, nicht der Wein,
Sei's das zornige Ergrimmen
Über die Philisterlein;
Schon erhebt sich's tausendtönig,
Riesenhaft in Wort und Ton:
Zorn, du freier Liederkönig,
Sei gegrüßt mir, Göttersohn!
Starker Retter! Kraftentketter!
Immer stolzer und unbänd'ger
Ras't dein wild Gedankenwetter;
Eingetaucht in Sonnenbädern,
Saust dein Schwert in glüh'nden Kreisen,
Aus den raschen Feuerrädern
Sprüh'n als Funken Liedesweisen.
Zauberst du in Reim und Klang,
Aus dem Flammenstrom der Dichtung
Rollt's wie Weltenuntergang.
Wie sie zornig sich umsprudeln,
Mein Klänge wild und toll,
Wie sie mich von dannen strudeln
Unbezähmbar, zaubervoll.
Seh' ich deine Sohle stampfen,
An des Himmels Strahlenreinheit
Deines Atems Stürme dampfen;
In dem Kote, draus sie stammen,
Seh' ich Knecht und Memme kauern,
Wenn aus deiner Rede Flammen
Donnerkeile niederschauern.
Mich entzückst du! mich entrückst du!
Immer leuchtender und lichter
Die Titanenwaffe zückst du!
Magst mich immerhin verderben
In dem Leuchten, in dem Lodern:
Besser in der Flamme sterben,
Als im faulen Schlamme modern.
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Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).