Literatur, Kunst und Kultur
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- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Hie Welf!
den Friedrich Barbarossa durch Mailands Bresche ritt!
Licht war das Roß des Kaisers, ein Schimmel von Geburt,
das war mit welschem Blut gescheckt bis über den Sattelgurt.
er stemmte wider die Hüfte den schweren Schwertesknopf,
das Haupt zurückgeworfen, die Lippe kniff sich schlimm,
sein Bart stob all' zu Berge und jedes Haar war Grimm.
zertreten im blutigen Staube, du Perle der Lombardei!
Der Schutt im Winde wirbelte, wo Säulen geragt unlängst,
und über dem Marmor stampfte der schwerhufige Friesenhengst.
Da zügelte der Rächer sein kaiserliches Roß.
Und tiefer ward die Stille, denn alles stand zur Stell',
quer auf des Siegers Wege lag ein sterbender Rebell.
und sah mit unauslöschlichem, tödlichem Grimm herauf!
Er wimmerte nicht: Erbarmen! Er winselte nicht: Gott helf'!
Er knirschte unter dem Helme vor sein trotziges: Hie Welf!
ihm schlug ein schwarzer Gedanke die schweren Flügel ums Haupt:
er sah an südlichem Meere ein dunkelrot' Schafott,
drauf kniete der letzte Staufe das letzte Mal vor Gott.
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Die Perle der Wüste
Als just die Schaufel hielt der Bügelhalter,
Her trat ein Araber vom roten Meere.
Weiß war sein Kleid, an dunkelroter Schleife,
Da hing sein Perserschwert, sein Turbanspalter.
Auf unsres Emirs bronzebraune Büste,
Er hielt ein Pferd am schmalen Zügelstreife.
Den Pascha, der, hinschielend nach der Stute,
Gar gnädig sprach: »Steh auf, o Sohn der Wüste!«
»Ich bringe dir ein Roß, o Herr, zu Kaufe
Von der Koylani allerreinstem Blute.
Doch fest wie Sinai, der Wolkenträger,
So steht's in des Gefechtes Feuertaufe.
Oft hab' ich ihn ereilt im tollsten Jagen
Und ihn beim Bart gezaust, den Steppenfeger.
Wenn nicht der Hunger mir, der Markzerfreser,
Die dürren Krallen in das Fleisch geschlagen.
Nie trank ein edler Tier mit Durstgelüste
Der Wüstenquelle heiliges Gewässer.
Doch in der Öde hungern meine Knaben
Und meinem Weibe dorrt der Quell der Brüste!«
Ließ er am Seil den vielgepries'nen Renner:
»Für tausend Tomans sollst das Tier du haben.«
Die Stute war von wundervollem Baue,
Und schnurrbartstreichend staunten seine Männer.
Gleich mattem Silber oder weißem Samte,
Gestrichen von der Hand der schönsten Fraue.
Im Bogen flog der Schweif, wild schnob die Nase,
Wenn sich das Bein zum Niedersetzen strammte.
So, selbstgefällig an dem seidnen Stricke,
Hinprahlte sie, die Tochter der Oase. –
Der Säckelmeister trat zum Beduinen,
Aufs Zählbrett pflanzend tausend blanke Stücke.
Und wandte nicht sein Auge von der Stute,
Als dächt' er ewig ihr zum Pfahl zu dienen.
Den kleinen Kopf auf seine Schulter stützend,
Und klug und traurig sah ihn an die Stute.
»Du wirst nicht mehr mit mir die Luft durchsausen,
Den Sand von deinen Fersenbüscheln spritzend;
Du wirst nicht mehr im Zelt mein Lager wärmen,
Nicht mehr mit meinen Kindern Datteln schmausen.
Mit goldnen Zügeln, perldurchwirkten Mähnen,
Wirst du vor prächtigen Geschwadern schwärmen!«
Und küßte auf den Hals das Tier und weinte,
Und selbst die Stute weinte helle Tränen.
Küßt' er den Staub und schrie: »Nimm ab den Sold mir,
Um den mein Roß ich zu verschachern meinte;
Als daß mein Roß damit zur Schlacht ich schmücke?
Gib mir mein Roß zurück, o Herr, sei hold mir!«
Mein ist das Pferd, dein ist das Geld, so bleib' es,
Und gehst du nicht, lass' ich dich haun in Stücke!«
»Nimm, Herr, dein Gold und lass' mir meine Stute,
Die Perle meines Stamms und meines Weibes;
Laß mich als Troßknecht deine Pferde striegeln,
Ich kann nicht heimgehn ohne meine Stute!«
Mit drahtnen Peitschen sprangen die Tartaren,
Dem Lästigen die Sohlen zu beflügeln.
Und durch den schönen Hals mit festem Schlage
Ließ schneidend er die Perserklinge fahren.
Sah er sein köstlich Tier zusammenknicken,
Das blickt' ihn an, als ob's noch Dank ihm sage.
Kein fremder Daumen wird dein Kammhaar fassen,
Kein fremder Sporn die Flanke dir zerstücken! –
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Ein Wort für die Kunst
Die Freiheitsmütze prahlt auf kühnen Stirnen,
Das Diadem, der Purpur hängt am Pranger.
Der Aufruhr flutet um die höchsten Spitzen,
Rotglühend aus vulkanischen Gehirnen.
Aus tausend Zungen ruft er zu den Waffen,
Aus tausend Mänteln läßt er Dolche blitzen.
Sie muß dem Arme der Vernichtung dienen,
Muß Speere schütteln oder Bogen straffen.
Sie werfen sie als Pechkranz auf die Zinnen,
Sie dienen nicht der Kunst, die Kunst dient ihnen.
Wann löscht die Glut, wann grünt es in den Talen?
Wann wird man wieder süße Lieder sinnen?
Laß, Herr, die göttliche in ihrer Hoheit
Nicht untergehn, ein Opfer der Vandalen,
In dieses Meinungsstreits ergrimmter Roheit!
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Frau Hilde
Bei ihr manch wackre Maid. –
Herr Egbert lag auf Fyriswall,
Seine Wunde, die war weit.
Was schlägt ans Fenster drauß'?«
»»Das ist im Sturm der Zickzackflug
Der schwirrenden Fledermaus.««
Die nach den Kerzen schwirrt,
Das ist Herrn Egberts weißer Falk,
Der gegen die Scheibe klirrt! –
Was über die Brücke setzt?«
»»Das ist der Wölfe heulende Brut,
Die hungrig die Zähne wetzt.««
Dem der Herd in die Nase dampft,
Das ist Herrn Egberts weißes Roß,
Das wiehernd den Schnee zerstampft! –
Was klirrt in der Finsternis?«
»»Das ist das rostige Hünenschwert,
Das eben vom Nagel riß!««
Du lügst es, falsche Magd,
Es ist Herrn Egberts klirrender Geist,
Das sei dem Himmel geklagt!«
In Stücke sprang das Schwert,
Der Falke stieß das Fenster ein,
Zusammen sank das Pferd.
Tief öde Hall' und Haus,
Der Falk flog kreischen durch den Saal
Und löschte die Kerzen aus.
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Feierlicher Protest
Von Lebensziel und Ruhetag,
Und quält euch mühsam auszuhecken,
Was wohl aus mir noch werden mag.
Erzählt ihr alle groß und breit,
Ihr sucht mich in den Pfad zu leiten
Philisterhafter Häuslichkeit.
Der frischen Jugend endlich ruhn,
Ein Weib mir nehmen, Kinder füttern
Und still und fromm und häuslich tun.
Und Graben zählen nach dem Schick,
Soll Gänse mästen, Hengste züchten
Und Ochs und Schaf und Ziegenbock.
Zum Ungewöhnlichen mich ziehn,
Soll ich im Schlafrock träg, behaglich
Beim Kaffee sehn mein Pfeifchen glühn.
Könnt ihr im Sturz den Wasserfall,
Eh ihr's vermögt, mich einzukesseln
In euren engen Gänsestall.
Könnt ihr zur Gans den Falken um,
Eh ihr's vermögt, mir einzuhandeln
Eu'r häusliches Elysium.
Auf euren schalten Alltagsspaß,
Will kecklich durch die Welt allein gehn
Mit meiner Lieb' und meinem Haß.
Daß einst der freud'ge Drang vergeht,
Der Drang nach Tat und Abenteuern,
Der wild durch meine Pulse weht.
So sprecht davon mir heut noch nicht,
Indes im trotzigen Erraffen
Ein jeder Herzschlag anders spricht.
Die braune Jugendlocke schmiegt,
Indes das Aug' noch hell und zündend,
Der Geist noch frisch und unbesiegt.
Sich preßt an Feder oder Schwert,
Indes das Blut noch wild geschäftig
Vom Herzen nach der Zunge fährt.
Mir Herz und Hand und Zunge ward;
Dann will ich leben fein gemächlich
Nach eurer saubern Lebensart.
Philister bleibt vom Kopf zum Fuß,
Und weil ich nicht dazu geboren,
So will ich's sein erst, wenn ich muß.
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Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz Beitragsanzahl: 79
Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).